Komorbiditäten
Unter Komorbiditäten versteht man das gemeinsame bzw. gleichzeitige Auftreten mehrerer Störungen bei einer Person. Bei Kindern und Jugendlichen mit einer Lernstörung treten überzufällig häufig weitere Störungen, so genannte Komorbiditäten, auf. Laut Studien sind ca. 50% der Kinder mit einer Lernstörung von einer komorbid auftretenden psychischen Störung (ADHS, Angststörung, depressive Episode, Störung des Sozialverhaltens) betroffen. Auch dann, wenn die psychischen Symptome nicht das vollständige Störungsbild nach ICD-10 erfüllen, können sie starke Auswirkungen auf die psycho-soziale Entwicklung haben.
Auf Grund des häufigen Auftretens empfehlen die Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung von Lernstörungen, dass das Vorhandensein von psychischen Komorbiditäten bei der Diagnostik von Lernstörungen immer mit untersucht werden sollte. Liegen Komorbiditäten vor, ist die Prognose der Lernstörung schlechter und der Förderbedarf ist erhöht. Die Umsetzung der Lerntherapie muss bei bestehender Komorbidität angepasst werden: Liegt bspw. eine ADHS oder emotionale Störung vor, muss ein/e Lerntherapeut*in die psychische Symptomatik besonders beachten und die psychische Komorbidität im Behandlungsplan berücksichtigen, um erfolgreich mit dem Kind/Jugendlichen arbeiten zu können. Zudem sollte der Bedarf einer psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlung geklärt werden.